Zwischen Gutmenschenverdacht und Stigmatisierung

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Das ist Meschenich: Blick aus dem 26. Stock auf den Kölnberg, dahinter ist das Dorf gut sichtbar.

Über Meschenich zu berichten ist nicht einfach. Die Menschen im südlichsten Stadtteil Kölns leiden unter der Stigmatisierung „Sozialer Brennpunkt“. Schon von weitem sichtbar sind die 26 Stockwerke hohen Wohnhäuser der Siedlung Kölnberg, in den 1970er Jahren mitten aufs Land gebaut, ein wuchernder Fortsatz eines kleinen Dorfes. Was früher einmal modern wirken sollte, mauserte sich zum Armutsviertel. Gemessen am Konfliktpotenzial, das in Meschenich schlummert, dürfte es hier sogar verhältnismäßig friedlich zugehen, auch wenn ab und an ganze Familien mit Schlag- und Stichwaffen aufeinander losgehen. Schwer zu sagen, wie man richtig über Meschenich berichtet. Unzählige soziale Initiativen sind dort tätig, die nur zu gerne zur Eröffnung oder Ergebnispräsentation ihrer öffentlich oder durch Spenden finanzierten Projekte laden, sich aber kritische Töne verbitten. Und die Gefahr zur Stigmatisierung beizutragen liegt auf der Hand. Wie schafft man es also, so zu berichten, dass man nichts beschönigt, und die so verschiedenen Bewohner in Meschenich trotzdem als Subjekte in einer konstruktiven Berichterstattung auftauchen? Das wird nicht so einfach zu lösen sein und man wird es nicht jedem recht machen können. Hier und hier finden sich zwei Beispiele für Berichte über Meschenich.

Auch die Ditib-Gemeinde, die demnächst neue Räume, zwei Straßen vom alten Standort entfernt, beziehen wird, freut sich herzlich wenig über Berichterstattung mit Verweis auf ProKöln, rechtsextreme Keimzelle der bei den Landtagswahlen angetretenen und personell beinah identischen ProNRW. 2,34 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen in Meschenich auf die Multiphoben, die Piraten können 8,55 Prozent verbuchen. Die Dinge liegen eben nicht so einfach hier.

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